Wenn die Frisur nicht richtig sitzt, sinkt bei vielen Frauen die Laune. Zum Glück braucht es meist nicht viel für gesunde, glänzende Haare

Das Aussehen meiner Haare ist mir  sehr wichtig, gaben mehr als
90 Prozent der Frauen in einer reprä­sentativen Umfrage im Auftrag der Apotheken Umschau an. Einer britischen Studienanalyse zufolge glauben 60 Prozent der von Haarausfall betroffenen Frauen, durch die optische Veränderung habe ihre Karriere gelitten. Und bei einer wissenschaftlichen Untersuchung zu Chemotherapien sagte knapp die Hälfte der Patientinnen, der Verlust ihrer Haare sei das Schlimmste an der gesamten ­Behandlung gewesen.

 

Hauptsache die Frisur sitzt

 Was auf ihrem Kopf passiert, beeinflusst mitunter die ganze Frau. Ihr Wohlbefinden, ihre Laune, ihr Selbstbewusstsein. Entsprechend groß ist die Bedeutung von Pflege und Styling der Haare. Eine Online-Befragung von 1000 deutschen Frauen ergab: Bei morgendlichem Zeitdruck würden 72 Prozent auf das ­Make-up verzichten, 19 Prozent würden sich nachlässiger kleiden – aber nur neun Prozent unfrisiert vor die Tür treten.

13 Milliarden Euro wurden laut Indus­trieverband Körperpflege und Waschmittel 2017 in Deutschland mit Haarpflegeprodukten umgesetzt. Die Hamburger Friseurmeisterin Christiane Bork ist sich allerdings sicher, dass viele ihrer Kun­dinnen mit weniger Konsum mehr erreichen würden. „Die Frage ist nicht, welche Pflege das Haar braucht, sondern welches Haar überhaupt Pflege braucht“, sagt sie. „Denn es ist im Grunde ein nachwachsender Rohstoff. Ist die Wurzel gut versorgt und wird das vorhandene Haar nicht geschädigt, braucht es weder Öle noch Proteine.“

Eine ausgewogene Ernährung und Bürstenmassagen, die die Durchblutung anregen, stellen Kopfhaut und Wurzeln zufrieden. Das Haar selbst bleibt vor allem dann intakt, wenn man ihm Styling-Stress sowie chemische Rosskuren wie Dauerwellen oder Blondierungen ­erspart. Dann müsse es nur richtig ge­waschen werden – keine Hexerei, sagt ­Friseurmeisterin Bork.

 

Kaschmirpullover auf dem Kopf

 Bei ihren Kunden entwirrt sie zunächst die Haarlängen vorsichtig mit einer weichen Bürste. Dann schäumt sie eine Miniportion Shampoo – „eine haselnussgroße Portion reicht in der Regel völlig aus“ – in den Handflächen mit Wasser auf und verteilt sie auf dem Oberkopf. „Jetzt nur die Kopfhaut mit den Fingerspitzen massieren, dann verfilzen die Haare nicht, und das Shampoo sehr gründlich ausspülen“, sagt Bork. Der abfließende Schaum reinige die Haarlängen, ohne sie mechanischem Stress auszusetzen.

Anschließend lasse sich das Haar ohne Spülung oder Kur leicht bürsten, sodass es glänze. Borks Ratschlag: „Machen Sie sich bewusst, was Sie da behandeln. Einen wertvollen Kaschmirpullover würde man auch nach Anleitung reinigen.“

Zusatzstoffe im Shampoo wie Parfüm, Farbstoff, Silikon, Schaumbildner nutzen dem Haar wenig. Ihm sind milde Shampoos, etwa mit pflanzlichen waschaktiven Substanzen, am liebsten. Besonders sanfte und kopfhautverträgliche Produkte gibt es in der Apotheke.

 

Futter für die Haare

 Dr. Corinna Peter ist Dermatologin aus Hamburg. In ihrer Haarsprechstunde sieht sie oft Probleme durch falsche oder einseitige Ernährung der Patienten. Wichtig zu wissen:

 

  • Dünnerer Körper, dünneres Haar? Extrem einseitige Ernährung führt mitunter zu einer Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen, die sich ebenfalls aufs Haar auswirken kann. Ob aber Nahrungs­­ergän­zungs­mittel den Mangel kompensieren können, sollte ein Arzt abklären.
  • Eine mögliche Ursache für sprödes Haar und Haarausfall könnte Eisenmangel sein etwa infolge starker Monats­blutungen.
  • Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse kann zu trockenen, dünnen Haaren und Haarausfall führen

Großstadtluft in den Haaren

 Sogar auf das Shampoo könnte man noch verzichten, behaupten zumindest die Anhänger des sogenannten „No poo“-Trends aus England. Sie reinigen ihre Haare nur mit Wasser.

Davon rät Bork aber ab: „Großstadtluft enthält viele Schwebstoffe wie Feinstaub, die sich mit porösen Stellen an den Haaroberflächen verbinden. Ohne Tenside sind sie nicht zu entfernen.“ Auch auf dem Land ist die Luft selten wirklich sauber. Borks Meinung nach nütze tägliche, vernünftige Haarwäsche eher, als dass sie schade.

 

 

Sauer macht glänzend

 Und wenn die Haare dennoch einmal strohig aussehen? Etwa durch Heizungsluft im Winter und elektrostatische Aufladung? Erste SOS-Maßnahme: mit leicht feuchten Handflächen darüberfahren. Wer will, kann ­­anschließend einen Tropfen Feuchtigkeits­lotion in den Händen verreiben und vorsichtig auf Deckhaar und Spitzen geben.

In hartnäckigen Fällen empfiehlt Friseurmeisterin Bork Essigspülungen. Sie wirken zusammenziehend, schließen die Schüppchenschicht. Der Geruch verfliege schnell, wer skeptisch ist, kann auch den Saft einer Zitrone in einem Liter Wasser benutzen. Oder entsprechend wirkende Haarmittel.

 

Styling mit kühlem Kopf

 „Haar saugt Wasser wie Löschpapier auf“, sagt Friseurmeisterin Bork. Trocknen nasse Haare schnell bei großer Hitze, sprengen die verdampfenden Wassermoleküle von innen bestimmte Eiweißbrücken in der Haarfaser. Das Haar wird stumpf und verklettet leicht. Deshalb:

 

  • Handtuch um das nasse Haar schlingen, vorsichtig trocken drücken oder wringen, nie rubbeln.
  • Föhn möglichst weit vom Kopf weghalten, um punktuelle Überhitzung zu vermeiden.
  • In Wuchsrichtung föhnen. Das schließt die Schuppenschicht und sorgt für Glanz.

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