Table of Contents

Bei Neurodermitis den Juckreiz stoppen: In der Winterzeit ist betroffene Haut eher gereizt. Patienten können jedoch viel tun, um sich dennoch wohlzufühlen.

Die Haut ist trocken, schuppt oft. Während eines akuten Schubs kann ein Ausschlag entstehen, der manchmal nässt. Bis zu drei Prozent der Erwachsenen leiden unter der chronischen Hauterkrankung Neurodmermitis. Sie zeigt sich vorzugsweise in den Gelenkbeugen.

Juckende Entzündungen

Bei der Mehrheit der Patienten tritt die Krankheit in leichter Form auf, es gibt aber auch Fälle mit ausgedehnter Haut­beteiligung. „Dahinter steckt ein hochkomplexer und immunologischer Prozess, der zu den Entzündungen führt“, erklärt Dr. Ralph von Kiedrowski vom Bundesverband Deutscher Dermatologen.


Das zentrale Problem für Betroffene sei der damit verbundene Juckreiz, der sich nachts verschlimmert. „Je spezifischer man den Entzündungs­prozess unterbricht, umso geringer sind die Nebenwirkungen“, erklärt der Hautarzt. Viele Patienten leiden auch unter Allergien oder an Asthma. Dann kann eventuell eine Hyposensibilisierung helfen.

Feuchte und fettige Pflege

Zur Basispflege zählt tägliches Cremen und Reinigen. „Die Behandlung ist nie konstant. Sie richtet sich nach dem Hautzustand, der von der Jahreszeit und dem Alter des Patienten abhängt“, ­sagt Ana-Maria Tica, Apothekerin in Hattingen. Das Ziel heißt: die Barrierefunktion der Hautoberfläche stabili­­sieren. So trocknet sie weniger aus, was auch den Juckreiz mildert.

Ana-Maria Tica berät in ihrer Hattinger Apotheke Kunden mit Neurodermitis ausführlich zur richtigen Basispflege

Für besonders trockene Partien rät Tica zu rückfettenden Intensivcremes. Feuchtigkeitsspendende Öl-in-Wasser-Emulsionen sind bei weniger trockener Haut empfehlenswert – und zwar auch dann, wenn der Bereich Ruhe gibt und nicht entzündet ist. Salben mit Harnstoff (Urea) oder Glyzerin unterstützen die Haut, Feuchtigkeit zu binden.

„Sie ­sollten nicht auf geschädigte Stellen auf­getragen werden, denn Urea reizt noch mehr“, erklärt Dermatologe von Kiedrowski. Ebenso rät er Patienten, die viel Sport treiben und schwitzen, von fetthaltigen Cremes ab.

 

Provokationsfaktoren finden I
In schweren Fällen empfehlen sich ­kortisonhaltige Salben oder Kortisonmedikamente als Kurz­therapie. ­­Salben mit Poli­docanol oder kühlende Präparate ­können den Juckreiz zeit­­weise hemmen.

Ein allgemeingültiges Therapierezept gibt es nicht, für jeden Betroffenen muss ein individueller Ansatz gefunden werden. Zum Teil sei es wie eine „Selbstfindungsreise für viele Patienten“, berichtet Ana-Maria Tica.

Weil Betroffene mit überschießendem Immunsystem auf zum Teil harmlose  Reize aus der Umwelt reagieren, ist es wichtig, diese sogenannten  Provokationsfaktoren zu kennen. Das können unter anderem  Hausstaubmilben, Tierhaare, Pollen ­sowie Nahrungsmittel oder bestimmte  Konservierungsstoffe in Kosmetika sein.

Wer dem Auslöser und möglichen Kontaktallergenen aus dem Weg geht, kann so bestenfalls eine Entzündung der Haut vermeiden. Um den Juckreiz in den Griff zu bekommen, helfen einigen ­Patienten Antihistaminika – also ­Medikamente, die gegen Allergien zum Einsatz kommen.

Vorsicht bei der Wahl der Kleidung

Apothekerin Tica rät Menschen mit Neurodermitis aktuell: trotz Kälte nicht zu dicke Pullover anziehen, um eine Überwärmung zu vermeiden. Raue und kratzige Wolle direkt auf der Haut sind ebenfalls tabu. „Vorteilhaft ist weite Kleidung mit glatten Fasern wie Baumwolle, Seide oder Leinen.“